Zu diesem Buch
Christophe Braouet, dessen persönlicher Lebensweg und berufliche Laufbahn ihn vom aufmerksamen Beobachter der deutschen und französischen Politik zum
engagierten Verfechter gemeinsamen Handelns gemacht haben, legt anlässlich des fünfzigsten Jahrestages der Unterzeichnung der Elysée-Verträge eine
detaillierte Analyse der Entwicklung des deutsch-französischen Verhältnisses vor. Für fünf gesellschaftliche Bereiche vergleicht er, wie sich ihr heutiger
Stand herausgebildet hat und welche Perspektiven für die Zukunft sich daraus eröffnen:
– Zwei nicht aufeinander abgestimmte Parteienlandschaften lässt erahnen, warum es im politischen Alltag zwischen beiden Ländern öfters
knirscht;
– Zwei demographische Modelle macht transparent, welche Aufgaben diesseits und jenseits des Rheins zu bewältigen sein werden;
– Integration legt Defizite und Fortschritte in diesem in beiden Gesellschaften umstrittenen Bereich offen;
– Die Wirtschaftsstruktur zeichnet den Wandel nach, der sich in einem halben Jahrhundert europäischer Entwicklung vollzogen hat;
– "Lebt Gott noch in Frankreich?" öffnet den Blick für die Beurteilung des gesellschaftlichen Lebens jenseits des BIP.
Eingeleitet wird Christophe Braouets Rückblick und Ausblick durch einen Blick auf die gesellschaftliche Oberfläche: Ein Jahr lang hat er die Tageszeitungen "Le
Monde" und "Frankfurter Allgemeine Zeitung" hinsichtlich ihrer Berichterstattung über das jeweils andere Land verfolgt. Mit dem Prolog Das Bild vom jeweils Anderen in
der Tagespresse lässt er plastisch hervortreten, was die Journalisten der beiden Medien für berichtenswert halten und worüber sie schweigen – ein
eindruckvolles Dokument der gegenseitigen Befindlichkeiten.
Christophe Braouet analysiert die beiden Gesellschaften nicht nur, er nimmt auch Stellung. Sein Fazit: Nur gemeinsam und im Verbund mit der europäischen
Staatengemeinschaft lassen sich die vor uns liegenden Probleme meistern. Gemeinsames Handeln aber setzt die Kenntnis der Unterschiede und das Verständnis für
sie voraus – hierzu will sein Buch beitragen.
Inhalt
Zum Geleit · Vorwort
Prolog: Das Bild vom jeweils Anderen in der Tagespresse
1 Warum "Le Monde" und die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" (FAZ)? · 1.1 Akzentverschiebungen bei der Berichterstattung über das Nachbarland
· 1.2 Beide sind Erben großer Tageszeitungen der Vorkriegszeit · 1.3 Beide verteidigen ihre Unabhängigkeit – mit unterschiedlichem Erfolg
· 2 Politik dominiert in beiden Zeitungen · 2.1 Zwei unterschiedliche Weltbilder [2.1.1 Die "Arabellion" hat einen ähnlichen Stellenwert; 2.1.2
Ähnliche Bedeutungslosigkeit für den Nahen Osten und Asien; 2.1.3 Europa, die USA und Afrika werden anders beleuchtet] · 2.2 Unterschiedliche
Schwerpunkte in der Kommentierung der Innenpolitik [2.2.1 Für die FAZ dominieren die Affären; 2.2.2 "Le Monde" verkennt den Untergang der FDP] · 3
Wirtschaft: "Europa wehrt sich gegen die deutsch-französische Führung" · 3.1 Finanzwelt: Größere Sorgen in Deutschland [3.1.1 Deutsche
Sorge um eine Solidargemeinschaft; 3.1.2 Deutsche Sorge um den Präzedenzfall Griechenland; 3.1.3 "Sorge um Einfluss Deutschlands"] · 3.2 Unternehmen:
Zutreffende Bewertung der jeweiligen Stärken und Schwächen [3.2.1 Bewunderung für die deutschen Automobilhersteller; 3.2.2 Die angespannte Lage der
Bankensysteme; 3.2.3 Vorteile französischer Unternehmen in den Energie- und Luxusbranchen] · 3.3 Makrowirtschaftliche Themen: Was kann Frankreich von
Deutschland lernen? · 4 Gesellschaftsthemen · 4.1 Umwelt: Energiewende für die FAZ und Naturkatastrophen für "Le Monde" · 4.2
Gemeinsames Interesse für Kultur, deutsches Interesse an Religionsfragen · 4.3 "Stuttgart 21" und der "Mediator"-Skandal in Frankreich · 4.4 Sorge um
die innere Sicherheit drückt sich anders aus · 4.5 Integration · 5 In wiefern verzerren sich die Bilder durch die Medienberichterstattung?
Kapitel 1: Zwei nicht aufeinander abgestimmte Parteienlandschaften
1 Stabilisierende Verfassungshintergründe in Deutschland und Frankreich · 1.1 Eine Reaktion auf die Instabilität der Vierten Republik in Frankreich
· 1.2 Eine Reaktion auf die Instabilität der Weimarer Republik in Deutschland · 1.3 Die Regierungsstabilisierung ist in beiden Ländern gelungen
· 2 Fortschreitende Zersplitterung der Parteienlandschaften seit den 1970er Jahren · 2.1 In Deutschland fallen CDU und SPD von 90% auf unter 60%
[2.1.1 Einflussverlust sowohl auf Bundesebene …; 2.1.2 … als auch auf Landesebene] · 2.2 In Frankreich fallen die Großparteien von über 70%
auf unter 40% [2.2.1 Trotz Direktwahl des Präsidenten entfalten sich die Zentrifugalkräfte; 2.2.2 Sind in Frankreich zwei große Volksparteien undenkbar?]
· 2.3 "Außerparlamentarische" Opposition: ein nunmehr französisches Phänomen [2.3.1 Die Integration von Minderheiten ins Parlament gelingt in
Deutschland; 2.3.2 Wird sie auch in Frankreich gelingen?] · 3 Koalitionsmöglichkeiten in Frankreich und Deutschland · 3.1 Ist die UMP der
gewünschte politische Partner der CDU? [3.1.1 Gelingt der UMP die Bündelung des rechten Lagers?; 3.1.2 Der Generationenwandel innerhalb der CDU; 3.1.3 Die
FDP reicht der CDU als Partner nicht mehr aus] · 3.2 Rechtsradikale gibt es nur in Frankreich [3.2.1 Rechtsradikale bleiben in Deutschland politisch bedeutungslos; 3.2.2
Wird aus dem "Front National" eine populistische Rechtspartei?] · 3.3 Die Vertreter der Zweiten Internationale [3.3.1 Die SPD zwischen "Die Linke" und dem
"Bündnis 90/Die Grünen"; 3.3.2 Der Richtungsstreit der französischen Sozialisten] · 3.4 Deutsche und französische Grüne auf
Augenhöhe? [3.4.1 "Bündnis90/Die Grünen": Die neuen Königsmacher; 3.4.2 Gelingt mit "Europe Ecologie" endlich der politische Durchbruch?; 3.4.3 Ist
die Piratenpartei die nächste Alternativpartei?] · 3.5 Mögliche Koalitionspartner der Sozialisten bzw. Sozialdemokraten [3.5.1 Der französischen
Linksradikalen neue Kleider : Die französische Linkspartei; 3.5.2 "Die Linke": Wie viele Jahre bis zur ersten Koalition mit der SPD auf Bundesebene?] · 3.6 Immer
mehr politische Überraschungen
Kapitel 2: Zwei demographische Modelle
1 Die natürliche Bilanz: Wachsend in Frankreich, rückläufig in Deutschland · 1.1 Eine 20% höhere Sterberate in Deutschland [1.1.1
Höhere Lebenserwartung in Frankreich; 1.1.2 Deutlich weniger Kreislauferkrankungen in Frankreich: Das "Paradox"; 1.1.3 (Relativ) weniger Verkehrsopfer und psychisch
bedingte Todesfälle in Deutschland] · 1.2 Eine 50% höhere Geburtenrate in Frankreich [1.2.1 Vereinbarkeit von Beruf und Familie glückt in Frankreich;
1.2.2 Immer weniger (und häufiger kinderlose) Frauen in Deutschland; 1.2.3 Ein (noch) traditionelles Familienbild in Deutschland; 1.2.4 Familienpolitik: Frankreich als
Vorbild] · 1.3 "Frankreich altert, Deutschland vergreist" [1.3.1 Die französische Bevölkerung wächst, die deutsche schrumpft; 1.3.2 25% mehr
"über 64-Jährige" in Deutschland; 1.3.3 Bevölkerung im Erwerbsalter stark rückläufig in Deutschland, stabil in Frankreich] · 1.4 Fazit
· 2 Die Zuwanderungsbilanz: Positiv in Frankreich, lange Jahre negativ in Deutschland · 2.1 Unterschiedliche Migrationsentwicklungen [2.1.1
Ähnlich viele Menschen mit Migrationshintergrund, aber mehr Ausländer in Deutschland; 2.1.2 Relative Kontinuität der Migration in Frankreich, hohe
Volatilität in Deutschland] · 2.2 Ein gleich positiver demographischer Beitrag [2.2.1 Mischehen leisten den stärksten demographischen Beitrag; 2.2.2 Die
Verjüngung der Alterspyramide in beiden Ländern] · 2.3 Unterschiedliche Herkunftsstrukturen [2.3.1 Unterschiedliche Herkunftsstruktur des
Einwanderungsbestandes; 2.3.2 Unterschiedliche Entwicklung der Herkunftsströme; 2.3.3 Die Einwanderung stellt beide Länder vor grundsätzlich andere
Herausforderungen]
Kapitel 3: Integration
1 Zwei Rechtstraditionen · 1.1 Zurück zum feudalen Ius Soli in Frankreich · 1.2 Treue zum Ius Sanguinis der Französischen Revolution in
Deutschland · 1.3 Beide Länder setzen nun auf qualitative Zuwanderung · 2 Einbürgerungspolitik und Mischehen · 2.1 Höhere
Einbürgerungsquote in Frankreich · 2.2 In Deutschland wurden vor allem Spätaussiedler, in Frankreich vor allem Nordafrikaner eingebürgert ·
2.3 Mischehen: 10% in Deutschland, 23% in Frankreich · 3 Die Messung der Fortschritte bei der Integration · 3.1 Quantitative Berichtsgrundlage in
Deutschland, qualitative in Frankreich · 3.2 Gefühl der Zugehörigkeit und Kriminalität [3.2.1 Das Zugehörigkeitsgefühl nimmt … ab;
3.2.2 Das Wohnviertel als wichtiger Faktor der sozialen Integration; 3.2.3 Erhöhte, aber abnehmende Kriminalität] · 3.3 Frankreich verliert seinen Vorsprung
bei der Ausbildung der Einwanderer [3.3.1 Optimierung der sprachlichen Integration besonders für Türken; 3.3.2 Schulische Leistungen verbessern sich … auf
Hochschulebene] · 3.4 Schlechtere wirtschaftliche und gesundheitspolitische Lage in Frankreich [3.4.1 Höhere Armutsgefährdung in Frankreich, aber
schneller steigend in Deutschland; 3.4.2 Gesundheitliches Empfinden besser in Deutschland] · 4 Die Integration von Muslimen stellt eine besondere Herausforderung
dar · 4.1 Bessere, aber noch unzureichende Integration der (Nord-)Afrikaner in Frankreich · 4.2 Verbesserungsfähige Integration der Türken in
Deutschland · 5 Was ist aus der deutsch-französischen Initiative geworden?
Kapitel 4: Die Wirtschaftsstruktur
1 Unternehmensstrukturen · 1.1 Wachsender deutscher Wettbewerbsvorteil [1.1.1 Messung des Wettbewerbsvorteils; 1.1.2 Mehr Forschung und Entwicklung in
Deutschland; 1.1.3 Höhere Lohnkosten und mehr Arbeitsstunden in Frankreich; 1.1.4 Deutschland zahlt einen deutlich höheren sozialen Preis] · 1.2
Unterschiedliche Branchenschwerpunkte bei Großunternehmen [1.2.1 Französische Großunternehmen haben (noch) einen höheren Börsenwert;
1.2.2 Größere Spezialisierung der deutschen Großunternehmen] · 1.3 Die Struktur von kleineren und mittleren Unternehmen (KMU) [1.3.1
Mikrounternehmen in Frankreich, Mittelstand in Deutschland; 1.3.2 Frankreich fehlen die finanzstarken deutschen Familienunternehmen] · 1.4 Der Abbau des
französischen Wettbewerbsnachteils nach deutschem Modell [1.4.1 Verzahnung von Unternehmen, Forschung und Ausbildung in Kompetenz-Clustern; 1.4.2 Definition
strategischer Industriesparten] · 1.5 Fazit · 2 Weltöffnung der deutschen und der französischen Wirtschaft · 2.1 Deutschland ist
Export-Weltmeister (pro Kopf) [2.1.1 Exportleistung bis 2000 in Frankreich stärker, seitdem in Deutschland; 2.1.2 Deutsche Exporte wachsen schneller in alle
Himmelsrichtungen; 2.1.3 Höhere Branchenspezialisierung in Deutschland; 2.1.4 Deutsche (Export-)Unternehmen sind größer und forschen mehr; 2.1.5
Deutschland holt auch im Dienstleistungsbereich auf] · 2.2 Frankreich ist Investitionsvizeweltmeister und gleich "weltoffen" · 3 Finanzierung der Wirtschaft
· 3.1 Deutsch-französische Verantwortung für den Euro [3.1.1 "Subprime"-Belastungen deutlich höher für deutsche Banken; 3.1.2 Deutsche und
französische Banken halten über 40% der GIIPS-Schulden; 3.1.3 Ein gemeinsames Verständnis der Rolle der EZB und des Schuldenabbaus ist zwingend
erforderlich] · 3.2 Deutsches Zweistufensystem: Wer bedient die "Realwirtschaft"? [3.2.1 Rigide Bankenstrukturen …; 3.2.2 … schützen vor der
Kreditklemme] · 3.3 Französisches Universalbanking [3.3.1 Mitte der 1990er Jahre nahezu abgeschlossene Strukturmodernisierung; 3.3.2 Krisenbedingte
Unterbrechung der Internationalisierung] · 3.4 Fazit · 4 Rolle des Staates in der Wirtschaft · 4.1 Direkter Anteil des Staats [4.1.1 70% mehr
Beschäftigte pro Einwohner im öffentlichen Dienst in Frankreich; 4.1.2 Sozialausgaben belasten den Staat in Frankreich weniger] · 4.2 Öffentlich-
rechtliche Großunternehmen gleich bedeutend in beiden Ländern [4.2.1 Beteiligungsstrukturen ähneln sich; 4.2.2 Frankreich: Staatseinfluss bedeutender in
Energie und Verteidigung …; 4.2.3 … in Deutschland in der Transport- und der Finanzbranche] · 4.3 Fazit
Kapitel 5: "Lebt Gott noch in Frankreich?"
1 Die Infragestellung des BIP als einziges Maß aller Dinge · 1.1 Glücksmessung: Deutsche sind mit ihrem Leben zufrieden, Franzosen aber
glücklicher [1.1.1 "Happy Life Index" und "European Values Study"; 1.1.2 "Das Wohlbefinden ist aber mehr als Glück und Zufriedenheit"; 1.1.3 Der "ökologische
Fußabdruck" und der "Happy Planet Index" (HPI); 1.1.4 Fazit] · 1.2 Die Vereinten Nationen setzen sich schon seit 1983 für Nachhaltigkeit ein [1.2.1 "Human
Development Index" (HDI): Vorteil Deutschland; 1.2.2 Frankreich im "Gender-related Development Index" benachteiligt; 1.2.3 Kriterien für eine bessere Umwelt; 1.2.4 Der
"Inclusive Wealth Index" (IWI): Deutschland und Frankreich unter den Top 3] · 1.3 Die OECD ermöglicht die Bewertung eines besseren Lebens [1.3.1 Das
"durchschnittliche" Leben der Deutschen und Franzosen; 1.3.2 Die Kritik des Vaters der Idee, Lars Osberg; 1.3.3 Höhere (und wachsende) Ungleichverteilung in
Deutschland; 1.3.4 Soziale Gerechtigkeit in der OECD: eine Analyse der Bertelsmann-Stiftung] · 2 Die politische Umsetzung hat begonnen · 2.1 Die
Pioniere Australien und Kanada wollen nicht Benchmark sein [2.1.1 2006 wird "Measures of Australia’s Progress" eingeführt; 2.1.2 Kanada hat 2009 den "Canadian
Index of Wellbeing" (CIW) eingeführt] · 2.2 "BIP und mehr" soll in Europa bis 2020 umgesetzt werden [2.2.1 Modernisierung der Haushaltsschwerpunkte der
Europäischen Union; 2.2.2 Strategie für nachhaltiges Wachstum der Europäischen Union (EU-SDS); 2.2.3 Europa 2020] · 3 Warum nicht –
gemeinsam – ein besseres Leben ermöglichen? · 3.1 Deutschland: mehr Wirtschaft und Umwelt als Gefühlswelt [3.1.1 Der Indikatorenbericht
"Nachhaltige Entwicklung in Deutschland"; 3.1.2 Der Nachhaltigkeitskodex des Rats für nachhaltige Entwicklung; 3.1.3 Ein deutscher Well-Being-Index für "Neue
Perspektiven in Deutschland"?] · 3.2 Der französische Impuls auf der Suche nach Umsetzung [3.2.1 Grenelle de l’Environnement und neues Ministerium;
3.2.2 Empfehlungen der Stiglitz/Sen/Fitoussi-Kommission; 3.2.3 Die französische "Strategie der nachhaltigen Entwicklung"] · 3.3 Fazit
Anhang
Anlage zum Prolog · Anlage zu Kapitel 1 · Anlage zu Kapitel 2 · Anlage zu Kapitel 3 · Anlage zu Kapitel 4 · Anlage zu Kapitel 5