Zu diesem Buch
In der europäischen Migrationsgeschichte seit der Frühen Neuzeit haben Schweizer eine nicht unerhebliche Rolle gespielt. Ihre Wanderungsbewegungen in die
europäischen Hafenstädte und in das spanische Binnenland zeichnet Stefan Sigerist anhand hunderter biographischer Skizzen nach. In ihnen spiegeln sich
Aufstieg und Niedergang von Familienverbänden wie auch die Begründung heute noch bestehender Dynastien . Sichtbar werden die Verteilung der Schweizer
Emigranten auf die Berufsgruppen und ihre regionale Verteilung in Europa sowie die daraus resultierenden Netzwerkstrukturen. Für die Nationalgeschichte der
Eidgenossenschaft, die Wirtschafts- und Sozialgeschichte Europas und die Mikrogeschichte bedeutender europäischer Städte stellt Sigerists Werk ein
profundes Datengerüst bereit.
Bereits vor 1600 emigrierten Schweizer Kaufleute, Zuckerbäcker und Cafetiers nach Frankreich, Portugal oder Spanien, und auch in Hamburg und Amsterdam entstanden
bereits am Ende des 16. Jahrhunderts große Schweizer Kolonien.
In Bordeaux entwickelte sich eine große eidgenössische Kolonie, im Laufe der Zeit gewannen auch Städte wie Le Havre oder Cádiz zunehmend an
Bedeutung. Insgesamt war die berufliche Zusammensetzung zwar ähnlich, doch die jeweilige Gewichtung variierte. Während in Le Havre und Lissabon die Kaufleute
dominierten und von Cádiz aus sogar Geschäfte bis nach Südamerika getätigt wurden, ließen sich in der Bretagne vor allem Cafetiers nieder. Von
Bilbao aus entwickelte sich in Spanien ein regelrechtes kleines Kaffeehaus-Imperium. In Amsterdam und Hamburg hingegen taten sich die Schweizer im Finanzwesen und in der
Politik hervor.
Die Motivation der Emigranten war unterschiedlichster Natur. Die einen wurden durch ihre Abenteuerlust angetrieben, die anderen hatten das Ziel vor Augen, mit neuem Wissen
eines Tages das eigene Land weiterzuentwickeln und wieder andere folgten ihren bereits ausgewanderten Verwandten.
Die Eidgenossen blieben häufig während mehrerer Generationen im Gastland, ohne die Kontakte mit ihren Familien zu Hause zu verlieren. Einige assimilierten sich,
andere kehrten wieder in die Heimat zurück – einige konnten sich früh in den Ruhestand begeben, andere wurden, arm und von Heimweh geplagt, in fremder
Erde begraben.
Durch das breite Wissen um fremde Märkte, welches die Schweizer in ein kleines Land ohne Rohstoffe und Meerzugang zurücktrugen, halfen sie beim Aufbau seines
Wohlstandes.
Auf der Grundlage umfangreicher Recherchen in den Archiven zwischen Hamburg und Cádiz sowie der schweizerischen Heimatstädte liefert der Autor biographische
Skizzen zu Emigration und Remigration von der frühen Neuzeit bis in das 20. Jahrhundert. Dabei gelingt es ihm, sowohl einen Einblick in die Zusammensetzung der
eidgenössischen Kolonien und ihre internationalen Netzwerke zu geben als auch die individuellen Schicksale nachzuzeichnen.
It was already before the year 1600 that Swiss merchants, confectioners and cafe owners emigrated to France, Portugal and Spain. At the End of the 16th century, Swiss
emigrants were also found in the seaports of the North Sea, for example in Hamburg and Amsterdam. A substantial confederate colony existed in Bordeaux and in the course of
the 19th century Le Havre gained in importance. In each of these cities, the occupations were similar but they were different with regard to their weighting. While merchants
dominated in Le Havre and Lisbon, cafe owners emigrated mainly to Brittany. A downright cafe empire developed in Spain and had its origin in Bilbao. In contrast to this, Swiss
emigrants were highly influential in politics and finance in Amsterdam and Hamburg.
The confederates often stayed in their host countries for several generations but they never lost touch with their families back home. While some assimilated to the new country,
others returned to Switzerland. Some were able to retire early while others became poor and were buried with their homesickness. Since the Swiss gained a great knowledge
about foreign markets, they supported to increase the prosperity in their own nation which had neither resources nor access to the sea.
This book is the first to present the presence of Swiss merchants in cities at the Atlantic Ocean, the North Sea as well as in the Spanish inland and its Mediterranean coast.
Inhalt
Karte 1: Schweizer in europäischen Seehäfen · Karte 2: Schweizer in Spanien · Danksagung · Einleitung · Schweizer in
Bordeaux, Bayonne und Biarritz · Einleitung · Erste Schweizer · Zuckerbäcker/Cafetiers · Der Handel mit Indigo, Wein, Getreide,
Strohhüten … · Uhrmacher · Diplomatie · Vereine · Bündner in Bayonne und Biarritz · Anhang ·
Schweizer in Nantes · Einleitung · Erste Schweizer · Patissiers · Kaufleute · Handel · Handwerker ·
Diplomatie · Schweizer in La Rochelle und Rochefort · Patissiers · Kaufleute · Schweizer in Lorient und in der Bretagne
· Handel · Zuckerbäcker · Schweizer in Le Havre und Rouen · Einleitung · Zuckerbäcker/Cafetiers ·
Handel · Vereine · Kultur · Diplomatie · Schweizer in Rouen · Schweizer in Lissabon und Porto · Einleitung
· Erste Schweizer · Handel · Uhrmacher · Zuckerbäcker · Soldaten · Diplomatie · Schweizer in Porto
· Schweizer an der spanischen Nordküste · Bilbao · Santander · San Sebastian · Irun · Asturien und Galizien
· Schweizer in Cádiz · Erste Schweizer · Die Schweizer Kolonie seit 1700 · Handel · Schweizer in den
Volkszählungen in Cádiz · Anhang · Schweizer in Amsterdam · Erste Schweizer · Kaufleute · Banquiers
· Zuckerbäcker · Buchdrucker/Buchhändler · Weitere Schweizer · Schweizer nach 1900 · Vereine · Diplomatie
· Anhang · Schweizer in Brügge · Schweizer in Bremen · Schweizer in Hamburg · Erste
Schweizer · Kaufleute · Zuckerbäcker · Diplomatie · Anhang · Schweizer Kaufleute und Zuckerbäcker im
spanischen Binnenland und an der spanischen Mittelmeerküste · Einleitung · Handel · Erste Schweizer · Weitere Schweizer
· (Mallorca, Alicante, Barcelona, Madrid, Valencia) · Uhrmacher · Zuckerbäcker und Cafétiers (Pamplona, Logroño, Burgos,
Valladolid, Palencia, Vitoria, Madrid, Salamanca, Zamora, Badajoz, Granada, Cordoba, Saragossa, Alicante, Leon) · Allgemeines · Anhang ·
Abkürzungsverzeichnis · Literaturverzeichnis · Personen- und Firmenregister