Zu diesem Buch
Welche Vorstellungen von Fremden hatten Menschen im Hochmittelalter im ostmitteleuropäischen Raum? Welche Eigenschaften wurden Fremden und dem Fremden
zugeschrieben, wie wurden sie gedeutet und bewertet, eher positiv oder eher negativ? Diente die Abgrenzung von Fremden und ihre Darstellungsweise in mittelalterlicher
Historiographie bestimmten, identitätsstiftenden Zielen? Welche anderen Funktionen erfüllten sie in den Werken?
Diesen und anderen Fragen geht Anna Aurast in ihrem Buch Fremde, Freunde, Feinde. Wahrnehmung und Bewertung von Fremden in den Chroniken des Gallus
Anonymus und des Cosmas von Prag nach. Um sie zu beantworten, stellt sie zunächst im methodischen Teil der Studie einen neuen systematischen Ansatz vor, in dem
expliziert wird, was überhaupt Fremde und Fremdes sind und welche Arten von Fremden es gibt. Anschließend untersucht sie auf Basis dieses Ansatzes exemplarisch
zwei ostmitteleuropäische Chroniken des 12. Jahrhunderts detailliert auf ihre Darstellungen von Fremden hin, um so die Denk-, Verständnis- und
Mentalitätsstrukturen der Autoren über Fremde sowie ihre weiteren Beweggründe für die entsprechende Abfassung ihrer Werke zu ermitteln.
Die geographische (und ethnische) Nähe der beiden Gebiete (Polen und Böhmen) zueinander, in denen die hier untersuchten Chroniken, die zugleich jeweils das
erste historiographische Werk ihrer Völker bzw. Länder darstellen, verfasst worden sind, machen die Analyse und den Vergleich der Werke in Hinsicht auf die
Wahrnehmung und Abgrenzung von Fremden ebenso spannend wie die politischen Gegensätze.
Anhand von mittelalterlichen Zeugnissen durchleuchtet Anna Aurast also in ihrer Studie ein zentrales Thema der menschlichen Koexistenz, welches auch heute aktueller
nicht sein könnte.
Inhalt
Vorwort · 1 Einleitung [1.1 Fragestellung und Forschungsstand; 1.2 Theoretische Arbeitsgrundlage und Methode;
1.3 Auswahl der Texte; 1.4 Vorgehensweise] · 2 ‚Cronicae et gesta ducum sive principum Polonorum‘ [2.1 Text
und Kontext (Der Verfasser der ‚Cronicae – Gallus Anonymus; Das Werk des anonymen Chronisten – ‚Cronicae et gesta‘);
2.2 Fremde und Abgrenzung – Textuntersuchung (Fremde(1) – Personen und Dinge, die nicht zur eigenen Wir-Gruppe gehören; Fremd(2) –
Dinge, die Fremden1 gehören; Fremd(3) – Unbekanntes/Unvertrautes; Fremde(4) – unverständliche, unerklärliche Personen und Dinge)]
· 3 ‚Chronica Boemorum‘ [3.1 Text und Kontext (Der Verfasser der ‚Chronica Boemorum‘– Cosmas von Prag;
Das Werk des Domdechanten – Die Chronik der Böhmen; Die Vorstellungswelt des Cosmas von Prag); 3.2 Fremde und Abgrenzung –
Textuntersuchung (Fremde(1) – Personen und Dinge, die nicht zur eigenen Wir-Gruppe gehören; Fremd(2) – Dinge, die Fremden(1) gehören;
Fremde(3) – Unbekanntes/Unvertrautes; Fremde(4) – unverständliche, unerklärliche Personen und Dinge); 3.3 Zusammenfassung (Ansichten und
Bewertungen von Fremden und Fremdem; Funktion der Darstellungen von Fremden und Fremdem)] · 4 Fazit – ‚Cronicae et
gesta‘ des Gallus Anonymus und ‚Chronica Boemorum‘ des Cosmas von Prag im Vergleich [4.1 Gemeinsamkeiten und Unterschiede in der
Darstellung von Fremden; 4.2 Gründe für die Unterschiede; 4.3 Beantwortung der Forschungsfragen und die Einordnung der Arbeit in den
Forschungsstand (Beantwortung der Forschungsfragen; Eingliederung in den gegenwärtigen Forschungsstand)] · Appendix [(A1) Grundlagen; (A2)
Einordnung der Arbeit in geschichtswissenschaftliche Ansätze; (A3) Antworten auf einige mögliche Kritikpunkte] · Anhang
[Abbildungsverzeichnis; Tabellenverzeichnis; Abkürzungsverzeichnis; Quellen- und Literaturverzeichnis]