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Sehnsucht nach meinem Roman
Arthur Schnitzler als Romancier
Luise Berg-Ehlers
Theodor Fontane und die Literaturkritik
Zur Rezeption eines Autors in der zeitgenössischen konservativen und liberalen Berliner Tagespresse
1990. 350 S., 25 x 17,5 cm
Kartonierte Ausgabe: ISBN 978-3-924517-30-4, € 55,90
Lieferbar

Textauszüge nicht verfügbar        Buchbeschreibung

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Zu diesem Buch
Theodor Fontanes "Brotberuf" war der eines Korrespondenten und Redakteurs der beiden größten Berliner Tageszeitungen in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts: der Neuen Preussischen (Kreuz-Zeitung) und der Vossischen Zeitung. Zugleich war er als Autor Gegenstand der Literaturkritik beider Blätter, vorgestellt und beurteilt von Redaktionskollegen. Diese journalistisch pikante Situation hat Luise Berg-Ehlers wissenschaftlich unter die Lupe genommen und mit ihrem Werk einen fundamentalen Beitrag zur Geschichte der Rezeption Theodor Fontanes, der deutschen Literaturkritik wie des deutschen Feuilletonjournalismus geleistet.
Grundlage der Analyse ist eine umfangreiche Auswertung der Buchrezensionen beider Zeitschriften von 1860 bis 1899, wobei der Rezensionsteil jeweils im Dezember der Jahre 1866, 1878, 1885 und 1895 vollständig untersucht wurde. Die Autorin schafft damit – erstmals in der Rezeptionsforschung – ein exaktes Bild der literarischen Urteile und Gewichtungen zweier Feuilletonredaktionen, die sich unterschiedlichen Geistesströmungen verpflichtet fühlten und spiegelt sie zugleich im Zeitraum von vier Dezennien deutscher Geschichte. In diesem Zusammenhang wird ein Überblick über alle Sparten von Literatur und über Autoren unterschiedlichster Provenienz gegeben. Nahezu die gesamte deutsche Literatur von Heine bis Hesekiel, von Heyse bis Hauptmann, von Alexis bis Zeising – ist in ihrer kritischen Rezeption Gegenstand der Untersuchung, so dass ein Mosaik des literarischen Lebens in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts entsteht. Präzisiert wird es durch die Auswertung des – von der Forschung bisher ignorierten – Annoncenteils der beiden Zeitungen (auch im Hinblick auf die Verknüpfung von Rezension und Anzeigenauftrag) für die Beschreibung und Analyse der zeitgenössischen Einstellung einzelner Autoren.
Die methodische Leistung dieser Studie liegt in ihrem Beitrag zur pragmatischen Definition des "Erwartungshorziontes" von Literaturrezipienten, der bisher z. T. nur abstrakt beschrieben worden war, durch die Analyse des Kommunikationsraums der beiden ausgewählten Pressemedien. Gelungen ist dies durch die Fundierung eines neuen Maßstabs in der Kritik der Literaturkritik, der zugleich eine Konkretisierung des z. T. sehr allgemein gebrauchten Begriffs der "literarischen Öffentlichkeit" erbrachte: von der Literaturkritik in den literarischen Zirkeln zur Literaturkritik in den Massenmedien.
In den sachlichen Ergebnissen der Untersuchung beweist die Autorin die Leistungsfähigkeit ihres methodischen Ansatzes: Neben dem Nachweis bisher unbekannter Fontane-Texte in den ausgewerteten Ausgaben von NPZ und Vossischer erarbeitet sie neue Facetten des Fontane-Bildes. Dazu gehört zum einen eine genauere Bestimmung der konservativen bzw. liberalen Position des Dichters, die in der Forschung bisher strittig war. Zum anderen aber macht die umfassende Würdigung seiner Repräsentanz in den untersuchten Zeitungen die besondere Rolle deutlich, die Fontane im kulturellen Leben Berlins spielte und die ihn im Verlaufe seines Schaffens zum Klassiker und zum Mittelpunkt seiner "Gemeinde" avancieren ließ.
Durch das Verlassen des selektiv-repräsentativen Verfahrens wird es möglich, Literaturkritik nicht nur als innerliterarisches Phänomen zu verstehen, sondern die ideologischen Determinanten zeitgenössischer literarischer Rezeption und Interpretation offenzulegen.
Die vorgelegte Studie weist so über sich selbst hinaus – als Paradigma für die Untersuchung der Rezeption eines Autors.
Durch die vollständige Auswertung des Feuilletons in definierten und vergleichbaren Zeiträumen kann der Kontext von Kultur-, Sozial-, Innen-, Außen- und Militärpolitik für die Literaturkritik sichtbar gemacht werden. Sie liefert dadurch einen detaillierten Einblick in die Determinanten des literarischen Lebens im ausgehenden 19. Jahrhundert.
Der Inhalt
1. Einleitung · 2. Probleme der Literaturkritik [2.1 Definitorische Abgrenzung des Begriffs Literaturkritik; 2.2 Literaturkritik im kommunikativen Kontext der Medien; 2.3 Zur Situation der Literaturkritik im 19. Jahrhundert] · 3. Die neue Preussische (Kreuz-)Zeitung [3.1 Entstehung und Entwicklung; 3.2 Aufbau und Gliederungsstruktur; 3.3 Literaturkritiker] · 4. Die Literaturkritik der Neuen Preussischen (Kreuz-)Zeitung [4.1 1860-1869: Preußen und die Mark – Literatur und Junkertum; 4.2 1870-1879: Reichsgründung und Kulturkampf – Literatur, Patriotismus und Kirche; 4.3 1880-1889: Kampf dem Liberalismus – Literatur und Sittlichkeit; 4.4 1890-1899: Stabilisierung des Wilhelminismus – Literatur und Kaiserreich; 4.5 Zusammenfassung] · 5. Die Fontane-Rezeption der Neuen Preussischen (Kreuz-)Zeitung [5.1 1860-1869: Der preußische Barde und märkische Wanderer – der NPZ-Redakteur als Literat; 5.2 1870-1879: Der patriotische Militärhistoriker und märkische Romancier – ein vaterländischer Erfolgsautor; 5.3 1880-1889: Vom märkischen Romancier zum Autor des "Berliner Romans" – von konservativer Sittlichkeit zu liberaler Unmoral; 5.4 1890-1899: Rückkehr zu alten Werten – die scheinbare Rehabilitierung eines Autors; 5.5 Zusammenfassung] · 6. Die Vossische Zeitung [6.1 Entstehung und Entwicklung; 6.2 Aufbau und Gliederungsstruktur; 6.3 Literaturkritiker] · 7. Die Literaturkritik der Vossischen Zeitung [7.1 1860-1869: Fortschritt und Bildung – Literatur als erzieherisches Element; 7.2 1870-1879: Reichsgründung und Reichshauptstadt – Literatur und Metropole; 7.3 1880-1889: Imperialismus und Kulturszene – Ökonomie und Naturalismus; 7.4 1890-1899: Bildungsreform und Unterrichtswesen – die Realien und das Deutsche; 7.5 Zusammenfassung]8. Die Fontane-Rezeption der Vossischen Zeitung [8.1 1860-1869: England und die Mark – europäische Neigungen und Heimatliebe; 8.2 1870-1879: Frankreich und die Mark – kritische Frankophilie und kritischer Patriotismus; 8.3 1880-1889: Reichshauptstadt und Großstadtroman – vom märkischen Dichter zum Autor der Metropole; 8.4 1890-1899: Der Berliner auf dem Parnaß – die Inauguration eines Klassikers; 8.5 Zusammenfassung] · 9. Resümee · 10. Literaturverzeichnis [10.1 Quellen, Werk- und Briefausgaben; 10.2 Sekundärliteratur]