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Hier ruhen 22 Genossen, zu Tode gequält ...
Gedenkschrift für die Opfer der Zwangsarbeit in Witten, 1941-1945
Gabriele Freitag
Zwangsarbeiter im Lipper Land
Der Einsatz von Arbeitskräften aus Osteuropa in der Landwirtschaft Lippes 1939-1945
1996. 124 S., 24 x 17 cm, 20 Reprod. v. Dok.
Kartonierte Ausgabe: ISBN 978-3-924517-49-6, € 30,25
Ausgabe in Bibliotheksleinen: ISBN 978-3-924517-48-9, € 50,25
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Zu diesem Buch
Den Charakter des Einsatzes von Zwangsarbeitskräften
in der deutschen Kriegswirtschaft 1939-1945 vollzieht Gabriele Freitag am Beispiel der in der Lipper Landwirtschaft eingesetzten Kriegsgefangenen und Zivilarbeitskräfte aus den besetzten Staaten Osteuropas nach. Vor der Folie der allgemeinen Erlasslage zeichnet sie die innerhalb der NSDAP verlaufene Auseinandersetzung um ideologische bzw. ökonomische Prioritäten der Ausbeutung von Zwangsarbeit, die Konflikte zwischen Verwaltung und Partei sowohl auf Reichs- als auch auf lokaler Ebene und die sich daraus entwickelnde soziale Lage der Betroffenen nach.
Das Leben der zwangsrekrutierten Frauen und Männer, unter ihnen auch viele Jugendliche, verlief auf der Grundlage vollständiger Rechtlosigkeit und war daher in seiner praktischen Ausgestaltung gänzlich auf das Wohlwollen von Arbeitgebern und Ämtern angewiesen. Konflikte ergaben sich einerseits aus den Arbeitsbedingungen, die von Seiten der Bauern teilweise so unmenschlich gestaltet wurden, dass ihnen das Arbeitsamt die Kräfte sogar entzog, andererseits durch die polizeilich-politischen Anordnungen, die die Lebensführung der Zwangsarbeiterinnen und -arbeiter außerhalb der Arbeitsstelle drastisch beschnitten.
Den Inhalt der daraus resultierenden Konflikte und den Umgang mit ihnen dokumentiert und analysiert die Autorin – vornehmlich auf der Basis von Materialien des Staatsarchivs Detmold – mit Quellennachweisen aus einer Vielzahl von Orten des Lipper Landes: von Hummersen bis Varenholz, von Kohlstädt bis Langenholzhausen, von Bösingfeld bis Oerlinghausen.
Diese Dokumente belegen einen kontinuierlichen Wandel im Charakter des Einsatzes der ausländischen Arbeitskräfte: Waren sie bis 1939 als Saisonarbeiter beschäftigt, so traten in den Folgejahren zur wirtschaftlichen Ausbeutung zunehmend Aspekte der NS-Rassen- und Geschlechterpolitik hinzu. Dies wird deutlich im Machtzuwachs der Gestapo gegenüber der Justiz, hier am Beispiel der Gestapo-Leitstelle Bielefeld und des Oberlandesgerichts Celle, und der Partei gegenüber der Verwaltung, im konkreten Fall NS-Kreisleitung und Arbeitsamt Detmold.
In der deutschen Bevölkerung wurde diese Entwicklung akzeptiert: In den belegten Denunziationen und Forderungen nach der Verschärfung der Überwachungsmaßnahmen drückte sich ihr Einverständnis mit der rassisch begründeten Arbeitskräftehierarchie aus.
Mit dieser Bewertung weicht Gabriele Freitag von der Beurteilung ähnlicher Beobachtungen über die Arbeits- und Lebensbedingungen ausländischer Arbeitskräfte in anderen Regionalstudien ab: Dort wird mit dem Hinweis auf traditionelle Verhaltensmuster der politisch begründete Wandel im Charakter des Ausländereinsatzes durch das NS-Regime verneint.
Mit ihrer Studie hat Gabriele Freitag nicht nur einen wertvollen Beitrag zur Regionalgeschichte Nordrhein-Westfalens geleistet. Ihre Ergebnisse sind auch aufschlussreich für die politisch-soziologische NS-Forschung, die nicht zuletzt vor dem Hintergrund der aktuellen Debatte um Daniel J. Goldhagens Buch "Hitlers Willing Executioners" wieder in den Vordergrund rückt.
Der Inhalt
I. Einführung in den Raum: Das Land Lippe [Bevölkerung, Gewerbe und Erwerbsstruktur in den dreißiger Jahren; Politische und administrative Struktur Lippes] · II. Die Tradition der Ausländerbeschäftigung in der deutschen Landwirtschaft [Vom Kaiserreich bis zum Ende der Weimarer Republik; Von 1933 bis zum Kriegsbeginn] · III. Ausländereinsatz und NS Agrarpolitik im Spannungsfeld ökonomischer und ideologischer Interessen [Die nationalsozialistische Agrarpolitik; Blut und Boden versus Ideologie vom "Untermenschenv] · IV. Der Ausländereinsatz in der lippischen Landwirtschaft 1939 45 [Rekrutierung und Einsatz der ausländischen Arbeitskräfte; Staatsangehörigkeit, Geschlecht und Alter der ausländischen Arbeitskräfte; Arbeitsrechtliche Bedingungen] · V. Verschärfung der Einsatz und Kontrollmaßnahmen in den ersten Kriegsjahren [Das Verhalten der ländlichen Bevölkerund; Die Polen- und "Ostarbeiter"erlasse; Kontrollinstanzen auf dem Dorf] · VI. Arbeitsbedingungen in der Praxis [Das Beschäftigungsverhältnis: Bäuerliche Arbeitgeber und ausländische Arbeitnehmer; Die Funktion des Arbeitsamts; Der Kompetenzkampf zwischen Arbeitsamt und Kreisleitung] · VII. Rasse- und Geschlechterpolitik auf dem Dorf [Alltägliche Diskriminierungen; Geschlechtsverkehr als Kapitalverbrechen; Die Behandlung schwangerer Ausländerinnen und ihrer Kinder] · VIII. Regelverstöße und ihre Ahndung [Juristische und polizeiliche Strafverfolgung; Die Ausländerinnen und Ausländer zwischen Anpassung und Widerstand] · IX. Das letzte Kriegsjahr [Der Propagandawechsel; Verschärfung der Straf- und Kontrollmaßnahmen] · Resümee · Anhang [Quellenverzeichnis; Literaturverzeichnis; Abkürzungsverzeichnis; Dokumente]