Zu diesem Buch
Die TIMMS- und die PISA-Studie haben sehr deutlich hervortreten lassen, dass es deutschen Schülern im internationalen Vergleich ganz entscheidend an einem mangelt:
der Entwicklung von Problemlösungsstrategien und deren flexiblen und kreativen Einsatz.
Die Ergebnisse der von Kurt Vanselow und Lisa Dummer-Smoch vorgelegten experimentellen Studie legen nahe, dass ein ganz wesentlicher Grund für dieses
Defizit in einem strukturellen Mangel des deutschen Bildungswesens liegt: der Überbewertung sprachlicher/schriftsprachlicher Fähigkeiten mit ihrem einheitlich-
sequentiellen Denken sowie der Bevorzugung reproduktiver Gedächtnisleistungen. Dadurch wird all jenen der Schulerfolg erschwert, deren Stärken im bildhaft-
simultanen Denken von Mathematik/Naturwissenschaften liegt – ein zweifelhaftes Ausleseprinzip in einem Zeitalter, in dem technologische Entwicklungen ganz wesentlich
unser Leben bestimmen.
Empirische Grundlagen der von Vanselow/Dummer-Smoch gezogenen Schlussfolgerungen sind Analysen von Abiturnoten von Physikern des Instituts für
Angewandte Physik (IAP) der Universität Kiel und die bei ihnen durchgeführten Intelligenz-Struktur-Test (I-S-T) von Amthauer – die zuvor einer kritischen
Würdigung unterzogen werden – sowie die Auswertung von Intelligenz- und Rechtschreibtests eines ganzen Schülerjahrganges einer kooperativen
Gesamtschule.
Als Konsequenzen empfehlen Vanselow/Dummer-Smoch eine Neuausrichtung des deutschen Schulwesens:
1. Ab Klasse 5 (auch bei sechsjähriger Grundschule) sollten die Kinder entsprechend ihren Begabungsschwerpunkten zwischen einem sprachlichen Zweig und
einem mathematisch-naturwissenschaftlichen Zweig in allen Schularten wählen können.
2. Anstelle der jetzt drei Hauptfächer in der Grundschule sollten vier eingeführt werden: Deutsch, Mathematik, Heimat- und Sachkunde-Unterricht (HSU),
Technisches Werken.
3. Akzeptanz der Lese-Rechtschreibschwächen.
4. Früherkennung und Frühförderung (mit legastheniespezifischen Methoden) aller Kinder, die im Verlauf der ersten Klasse im Leselernprozess
versagen.
Der Inhalt
1. Vorüberlegungen auf der Grundlage bisherigen Wissens [1.1 Messen als Voraussetzung naturwissenschaftlicher Erkenntnis; 1.2 Intelligenz – Begabung
– Begabungsstruktur; 1.3 Das gemeinsame Interesse von Physik und Psychologie an der Intelligenzstruktur; 1.4 Hinweise auf mathematisch-naturwissenschaftliche
Begabungsschwerpunkte im Schulsystem; 1.5 Die Kritik an der schulischen Auslese im deutschen Schulsystem; 1.6 Ursprünge der Überbewertung von Sprache und
Schriftsprache] · 2. Theoretischer Teil: Der I-S-T als Messinstrument [2.1 Einleitende Überlegungen zum I-S-T; 2.2 Die Anwendung des I-S-T; 2.3 Fragen an
den I-S-T; 2.4 Die Unsicherheiten in den Testaussagen; 2.5 Intelligenzstrukturen von Personen, Personengruppen, Berufen; 2.6 Die Legasthenie als nicht der Norm
entsprechendes Beispiel] · 3. Praktischer Teil: Die Untersuchung und ihre Auswertung [3.1 Beschreibung der untersuchten Stichprobe; 3.2 Die tabellarische
Darstellung der Ergebnisse; 3.3 Auswertung und Analyse der I-S-T- Daten; 3.4 Auswertung der Abiturnoten der 34 Physiker; 3.5 Hinweise auf Auslesefaktoren in Schule und
Berufsausbildung] · 4. Zusammenfassung – Diskussion – Schlussfolgerungen [4.1 Zusammenfassung der Ergebnisse; 4.2 Diskussion der
Ergebnisse; 4.3 Schlussfolgerungen] · 5. Fachausdrücke · 6. Literatur · 7. Register